Aaron Dickerhoff | 29.10.2023
Schon von außen waren am Samstag (28. Oktober) dröhnende Bässe, gemischt mit Spukgeräuschen zu hören, während auch vereinzelte Lichtblitze durch die Eingangstür der Diskothek "LIFE-Partyclub" zu sehen waren. So mancher Passant wunderte sich über den Betrieb.
Denn zu diesem Zeitpunkt war es gerade mal 18 Uhr – nicht die klassische Uhrzeit zum Feiern. Aber in diesem Fall fand hier auch kein "normaler" Betrieb statt. Der Verein "Trucker for Kids" hatte gemeinsam mit "Life"-Inhaber Daniel Knorr zur Halloween-Party für Menschen mit Handicap aufgerufen.
"Ich hatte Daniel Knorr gefragt, ob wir so etwas irgendwann mal organisieren könnten", berichtet Burkhard Schnieders, Vorsitzender des Vereins. "Da hat er direkt zugesagt." Und so gab es jetzt die Premierenparty, dieses Mal zum terminlich passenden Motto "Halloween". Die Diskothek sollte sowieso für die Zeit rund um den Gruseltag entsprechend dekoriert werden.
Mit Blick auf die besonderen Ansprüche der Zielgruppe, auch was beispielsweise die Ruhezeit angeht, haben sich die Verantwortlichen darauf geeinigt, die Party von 18 bis 21 Uhr stattfinden zu lassen. "So hat Daniel Knorr im Anschluss noch kurz Zeit, um vor dem Regelbetrieb aufzuräumen", so Schnieders.
Die Tanzfläche ist durchgehend gefüllt
Dass durchaus Nachfrage nach einer solchen Veranstaltung bestand, zeigte sich schnell. Direkt zu Beginn kamen zahlreiche als Vampir, Kürbis und Co. verkleidete Menschen zum Club, um gemeinsam zu feiern. Teilweise kamen ganze Wohngruppen gemeinsam mit ihren Betreuern, andere waren in Begleitung ihrer Eltern. "Für die Leute mit Handicap gibt es sonst einfach zu wenig Angebot", findet Burkhard Schnieders.
Gerade zu Beginn stand er lange vor dem Eingang, begrüßte die Gäste und warnte sie vor der im Inneren herrschenden Atmosphäre: "Nicht erschrecken", rief er den Eintretenden zu, denn direkt im Eingangsbereich waberte der Nebel und immer wieder kam Geschrei aus den Lautsprechern.
Doch den Besuchern gefiel das. Während man es von vielen Feiern kennt, dass die Anwesenden erst einmal warm werden müssen, bevor getanzt wird, war es bei dieser Party ganz anders. Von Anfang an wurde zur Musik des auflegenden DJs auf die Tanzfläche gestürmt. Trotzdem war genug Platz, dass auch Rollstuhlfahrer mitten im Geschehen dabei sein konnten. "Ich finde es klasse, dass das so angenommen wird", freute sich Schnieders.
Bedarf an Partys für Menschen mit Handicap
Die Freude war den Menschen mit Handicap anzusehen, aber auch die anwesenden Begleitpersonen schienen ihren Spaß zu haben. "Ich finde das hier ganz toll", erzählte beispielsweise die Mutter einer erwachsenen Frau mit Downsyndrom, nachdem diese sich ins Getümmel gestürzt hatte.
"Meine Tochter hat sonst nicht so die Möglichkeit, feiern zu gehen." Im dichten Gedränge eines normalen Diskobetriebes sei es zu unübersichtlich für sie. Doch bei dieser Feier könne ihre Tochter einfach feiern. Die Mutter zog es zwar nicht auf die Tanzfläche, auf ihrem Platz an der Seite war sie aber auch zufrieden. "Wenn sie sich freut, dann freue ich mich auch."
Begeistert von dem Abend war auch Monika Haverkamp, obwohl solche Partys für sie nicht neu sind. Von ihr hatte Burkhard Schnieders die Idee für die Veranstaltung. Denn sie organisiert mit der Dinklager Initiative "Dinklusiv" schon seit 5 Jahren regelmäßig den "inklusiven Disco-Tanzabend". An jedem dritten Mittwoch des Monats wird im "Alten Gesellenhaus" gemeinsam gefeiert und getanzt.
"Hier in einer richtigen Disko ist es aber noch einmal etwas anders als bei uns im Saalbetrieb", gibt Haverkamp zu. Auch sie betont: "Meine Kinder können sonst nirgendwo feiern gehen." Darum sei sie mit ihnen auch aus Dinklage selbstverständlich nach Cloppenburg gefahren und habe direkt noch Freunde eingepackt.
Es war eine ausgelassene Veranstaltung zu Halloween, bei der zwar manch kostümierte Person gefährlich aussah, aber die Stimmung dennoch friedlich und vor allem freudig war. Dementsprechend zufrieden war Burkhard Schnieders auch. Somit kommt seiner Ankündigung auch nicht ganz überraschend: "Wir möchten sowas mit 'Trucker for Kids' jetzt öfter machen." Die Menschen mit Handicap in der Region und ihre Angehörigen wird das sicher freuen.
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